24 Jan 2005

Resonanzen 2005: Alessandro Scarlatti's La Vergine dei Dolori

Neun Tage lang darf sich Wien jetzt wieder als Welthauptstadt der Alten Musik fühlen. Zum 13. Mal locken die “Resonanzen” ein begeisterungsfähiges Publikum mit einer wohlabgewogenen Mischung aus bewährten und für Wien neuen Künstlern ins Konzerthaus. Das Motto “Metropolen” hebt sich wohltuend von der zuweilen etwas aufgesetzt wirkenden Wahl vergangener Jahre ab: Sinnvoll ordnen sich die Abende zu einem Reigen europäischer Musikzentren zwischen Padua, London und Paris. So schon “Rom”, das stürmisch akklamierte Eröffnungskonzert im Großen Saal: Keiner könnte die musikalische Pracht der Ewigen Stadt im Barock besser personifizieren als Alessandro Scarlatti mit seinen fast 40 Oratorien – die Gattung erlebte dank des jahrzehntelang aufrechterhaltenen päpstlichen Opern-Verbots eine Hochblüte. “La Vergine dei Dolori” (1717) ist ein Spätwerk; ablesbar an der bis ins Letzte verfeinerten Ausdrucksskala, der preziösen Führung der Singstimmen, der extravaganten Harmonik namentlich in den Rezitativen. Die Seelenqualen der Gottesmutter angesichts der Passion werden so in immer neuen Farben ausgemalt.

Alte Musik: Passion in Rom, Kantaten in Neapel

VON GERHARD KRAMER (Die Presse) 25.01.2005

Anspruchsvolles Entrée der "Resonanzen": Alessandro Scarlattis "La Vergine dei Dolori":

Neun Tage lang darf sich Wien jetzt wieder als Welthauptstadt der Alten Musik fühlen. Zum 13. Mal locken die "Resonanzen" ein begeisterungsfähiges Publikum mit einer wohlabgewogenen Mischung aus bewährten und für Wien neuen Künstlern ins Konzerthaus. Das Motto "Metropolen" hebt sich wohltuend von der zuweilen etwas aufgesetzt wirkenden Wahl vergangener Jahre ab: Sinnvoll ordnen sich die Abende zu einem Reigen europäischer Musikzentren zwischen Padua, London und Paris.

So schon "Rom", das stürmisch akklamierte Eröffnungskonzert im Grossen Saal: Keiner könnte die musikalische Pracht der Ewigen Stadt im Barock besser personifizieren als Alessandro Scarlatti mit seinen fast 40 Oratorien - die Gattung erlebte dank des jahrzehntelang aufrechterhaltenen päpstlichen Opern-Verbots eine Hochblüte. "La Vergine dei Dolori" (1717) ist ein Spätwerk; ablesbar an der bis ins Letzte verfeinerten Ausdrucksskala, der preziösen Führung der Singstimmen, der extravaganten Harmonik namentlich in den Rezitativen. Die Seelenqualen der Gottesmutter angesichts der Passion werden so in immer neuen Farben ausgemalt.

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