25 Jan 2005
Kát’a Kabanová at Staatsoper Unter den Linden
Ihre Ruh’ ist hin, ihr Herz ist schwer. Die junge Frau im gelben Sommerkleid duckt sich in ihrem Stuhl, drückt die Hände in den Schoß, blickt nach oben. Diesmal ist es nicht Goethes Gretchen, das hier – um im jüngsten Grass-Jargon zu bleiben – “verthalheimert”, sprich: auf ihr sprachliches und inhaltliches Gerüst skelettiert wurde. Es ist die Kaufmannsgattin Katja Kabanova, die ihre einzige Sehnsucht, die Liebe zum schwächlichen Boris, mit dem Leben bezahlt und in die Wolga geht. So steht es in Alexander Ostrowskis Theaterstück “Das Gewitter” von 1859 geschrieben. Welches Michael Thalheimer, der kühlkopfige Minimalist unter den tonangebenden Theaterregisseuren, sicherlich auf das Wesentliche zurechtzustutzen vermocht hätte. Ohne russische Folklorismen und Nebenhandlungen, nackt, statisch, als pure Versuchsanordnung.