[Photo: Volksoper Wien/Dimo Dimov]
VON WALTER WEIDRINGER [Die Presse, 28 October 2005]
“Sophie’s Choice” – hervorragend besetzt, das Orchester fulminant, und dennoch gibt es Langeweile.
Zugegeben: Es war ein einhelliger Er folg, den die versammelte Opern- Gemeinde am Nationalfeiertag in der Wiener Volksoper erjubelte, den man allen Beteiligten auch gˆnnen mochte – der Besetzung, an der Spitze Angelika Kirchschlager in ihrer wohl besten Rolle, dem Regieteam um Markus Bothe, Leopold Hager, der einen gl‰nzenden Einstand als Chefdirigent feiern durfte, sowie dem Komponisten Nicholas Maw. Und die zentrale Szene, in der Sophie vom unsagbar grausamen Lagerarzt von Auschwitz gezwungen wird, eines ihrer beiden Kinder in die Gaskammer zu schicken, wirkt wirklich ersch¸tternd und erzeugt G‰nsehaut der unwohligsten Sorte. Doch in den drei Stunden, die bis dahin abzusitzen waren, hatte man sich gelangweilt. Und das, obwohl die Wiener Fassung, als Koproduktion mit der Deutschen Oper Berlin entstanden, von Hager im Einvernehmen mit dem Komponisten um eine gute Stunde gek¸rzt war.