Eine neue Oper von Peter Eötvös in Paris uraufgeführt
Peter Eötvös, der ungarische Komponist und Dirigent, heuer sechzig geworden, fühlt sich schon seit je zum Theater hingezogen. Seine Musik hat dieses narrative, körperlich-gestische Element, das Bildhafte und Kommunikative, das guter Theatermusik eigen ist. Welche Theaterbegabung er ist, hat seine neue, vierte Oper gezeigt, die als Auftragsarbeit für das Pariser Théâtre du Châtelet entstanden ist und nun ihre Uraufführung erlebt hat. Das Libretto von “Angels in America” basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Tony Kushner. Und schon daran ist grandios, wie die grosse amerikanische Zeitthematik der achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts – Aids und damit Homo- und Heterosexualität – mit zeitlosen amerikanischen Themen wie Clanwirtschaft, Religiosität, Politik verbunden wird, wie das Private und die Geschichte des Landes zusammengeführt werden und dann die Grenze zwischen Realität und Halluzination durchbrochen wird und Engel auftreten. Das hat geradezu Shakespearesche Dimensionen. Mari Mezei hat aus dem siebenstündigen Theaterstück das Libretto für eine fast dreistündige Oper geschaffen, und auch dieses Libretto ist ein Wurf.
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