Riss im Ensemble
Bach-Chor ins Schlingern geraten
Es schien perfekt eingefädelt: ein Konzert zum 50-jährigen Jubiläum, dann sogar mit dem künftigen Chef am Pult. Doch Ralf Otto, der charismatische Wunschkandidat aus Mainz, gab dem Münchener Bach-Chor kurz vor dem Weihnachtsoratorium am kommenden Samstag einen Korb (wir berichteten). Das Konzert leitet er zwar, die Feierlaune ist allerdings Katerstimmung gewichen.
Der Bach-Chor, seit dem Rückzug Hanns-Martin Schneidts 2001 erfolglos auf Chefsuche und von Philipp Amelung als Interimsleiter betreut, steht damit vor einer Grundsatzentscheidung. Mit Hansjörg Albrecht und Michael Gläser bleiben dem renommierten Klangkörper noch zwei Kandidaten. Einem Klangkörper, der durch Gründer Karl Richter einst Weltruhm erlangte, dessen Form indes mit seinem Renommee längst nicht mehr Schritt halten kann.
Der "logische" Chef wäre Michael Gläser. Ende dieser Saison verlässt der gebürtige Chemnitzer den Chor des BR, dem er seit 1990 einen gewaltigen Qualitätssprung bescherte. Gläser, Jahrgang 1957, war früher Mitglied des Leipziger Thomanerchors, kommt also aus der musikalischen Tradition, der sich der Bach-Chor verpflichtet fühlt. Zudem ist er seit 1994 Professor für Chorleitung und evangelische Kirchenmusik an der Münchner Musikhochschule - für den Bach-Chor eine ideale Konstellation.
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